"Weißblauer Galgenhumor"
im "Bayerischen Zeitungsblock"Adolf Müller (1884-1945), Eigentümer des Münchner Buchgewerbehauses, und Klaus Eck (1881-1929), bis 1922 Hauptschriftleiter des Miesbacher Anzeigers, hatten im November 1923 die Idee, für die Landkreise im Münchener Umland eine Mantelzeitung zu schaffen. Die Ausgaben erschienen dann als sogenannte Kopfblätter, d.h. der überregionale Teil war allen gemeinsam und stammte von einer Redaktion, die im Buchgewerbehaus (Schellingstr. 39/41) untergebracht war; der Lokalteil wurde vor Ort erstellt. Der Druck erfolgte im Buchgewerbehaus. In diesen Zeitungen fand sich ab 1928 wöchentlich eine Seite „Weißblauer Galgenhumor“, die kleine Geschichten, Anekdoten, Witze, aber auch stets eine Karikatur von Emil Kneiß beinhaltete. Ab Januar 1935 wurde die Seite in „Humor zum Wochend“ umbenannt. Nachstehend einige Karikaturen, deren geschichtlicher Hintergrund heute noch lebendig sein dürfte.
Max Schmeling, bis heute unvergessener Schwergewichtsboxer, verteidigte am 3. Juli 1931 seinen Weltmeistertitel durch technischen K.o. in der 15. Runde gegen den Amerikaner Young Stribling. Im bereits von Notverordnungen regierten Deutschland freute sich Finanzminister Dietrich auf „jemand, der noch Steuern zahlen konnte“.
Am 31. Juli 1932 verlor Max Schmeling den Rückkampf gegen Jack Sharkey nach Punkten; nach Meinung des Publikums wäre er der wahre Sieger gewesen.
Umberto Nobile hatte bereits am 26. Mai 1926 mit seinem Luftschiff „Norge“ den Nordpol überquert. Der Leiter dieser Expedition war der Polarforscher Roald Amundsen, der am 14. Dezember 1911 als erster den Südpol erreicht hatte. Am 23. Mai 1928 startete Nobile, ermuntert durch Mussolini, mit seinem Luftschiff „Italia“ zu einem zweiten Flug zum Nordpol, diesmal ohne Amundsen.
1928 war in Italien bereits Mussolini an der Macht, was in Deutschland mit Argwohn betrachtet wurde. Darum lässt Kneiß Nobile als Gipsfigurenhändler (Gibsfiguri gostn nit vil) und Maronibrater (hißi Maroni) in der Uniform eines Alpini auftreten.
Beim Rückflug vom Nordpol stürzte Nobile mit der „Italia“ in der Nähe von Spitzbergen ab. In einer dramatischen Rettungsaktion, die nahezu ohne Beteiligung Italiens ablief, wurde zunächst nur er durch ein schwedisches Flugzeug in Sicherheit gebracht. Ein Teil seiner Besatzung wurde von einem sowjetischen Eisbrecher gerettet. An dieser Rettungsaktion hatte sich auch Roald Amundsen mit einem Flugzeug beteiligt, der aber dabei abstürzte und nie gefunden werden konnte.
Professor Auguste Piccard, mit Albert Einstein befreundet, unternahm am 27. Mai 1931 einen Stratosphären-Höhenflug mit dem Ziel, die Einsteinsche Relativitätstheorie anhand der kosmischen Höhenstrahlung (pi-Mesonen) zu bestätigen. Der Aufstieg erfolgte von Augsburg aus, denn dort war die Ballonfabrik Riedinger, bei der die danebenliegende Firma Höchst das Wasserstoffgas lieferte.
Der Stratosphären-Höhenflug endete mit einem Ballon-Höhenrekord von 15.785 m. Die Messergebnisse stützten die Einsteinsche Relativitätstheorie; dass Petrus Angst hatte, man könnte nun auch bei ihm „zum Pumpen kommen“, lag an den Weltwirtschaftskrise, die nun auch Deutschland voll erfasst hatte.