Der Bildhauer Theodor Haf

Der Bildhauer Theodor Haf (1848-1898)  ist laut München Wiki „ein recht unbekannter Künstler, der aber seinen Konkurrenten in seiner Leistung und der Qualität seiner Arbeiten in nichts nachstand“. Er ist heute so unbekannt, dass Google kein Bild von ihm zu finden vermag. Aber dank einer Zeichnung von Emil Kneiß sind „wir“ jetzt doch dazu in der Lage.

Die Geschichte beginnt aber mit einer anderen, bis heute bekannten Persönlichkeit der Münchener Medizingeschichte, nämlich mit

Geheimrat Dr. Johann Nepomuk Ritter von Nußbaum

Geheimrat von Nußbaum, ein genialer Freund des Rades
Geheimrat von Nußbaum, ein genialer Freund des Rades
Nußbaum leidet derzeit an den Folgen einer Influenza

Am Ende des vorhergehenden Artikels vom 1. Februar 1890 steht dieser Absatz. Im Winter 1889/90 wurde der Eurasische Kontinent, später die ganze Welt, von einer Influenza-Welle heimgesucht, der sogenannten „Russischen Grippe„. Die Ausbreitung erfolgte über das damals schon weitgehend fertiggestellte Eisenbahnnetz. Offensichtlich wurde auch Ritter von Nußbaum infiziert. Da er wesentliche Vorerkrankungen hatte, verstarb er an den Spätfolgen am 31. Oktober 1890.

Nußbaums Tod wird im Radfahr-Humor vermeldet
Ein Gedicht "An Nußbaum"

Zwei Jahre später entstand bereits der Wunsch, für Professor Ritter von Nußbaum ein Denkmal zu errichten. Unter anderem veranstalteten „die vereinigten Radfahrer Münchens“ ein Volksfest, um die nötigen Geldmittel wenigstens teilweise zu erwerben.

Ein Blick in das Atelier des Bildhauers Theodor Haf

Den Auftrag, eine Büste des hochverehrten Professors Nußbaum zu schaffen, erhielt der Bildhauer Theodor Haf. Emil Kneiß zeichnete Haf, die Büste Nußbaums und weitere Werke Hafs in dieses Bild.

Theodor Haf auf der Kneißzeichnung

Kneiß zeichnete Theodor Haf, vielleicht auch auf dessen Wunsch hin, unverhältnismäßig kleiner als die Büste Nußbaums. Aber dadurch ist uns wenigstens ein Bild des Künstlers erhalten geblieben. Die Büste Nußbaums, thronend auf einem Marmorsockel im Nußbaum-Park hinter der St. Matthäuskirche, wurde leider im Zweiten Weltkrieg zerstört.

 

Im Folgenden werden noch drei weitere Denkmäler beschrieben, die auch auf dem Kneiß-Bild zu finden sind.

Das Nußbaum-Denkmal im Park hinter der St.Matthäus-Kirche (1944 zerstört)
Die Büste Johann Nepomuk von Nußbaums
Das Drais-Denkmal in Karlsruhe
Draisdenkmal-Rückseite

 

Nahezu zeitgleich mit der Aufstellung des Nußbaumdenkmals wurde auch für Freiherrn Carl v. Drais, dem Erfinder des Laufrads, ein Denkmal geschaffen. Der „Deutsche Radfahrer-Bund“, teilweise auch die konkurrierende „Allgemeine Radfahrer-Union“, schlossen sich dafür zusammen; aber nur ersterer wurde dann auf dem Denkmal als der Errichtende genannt. Hierzu siehe auch das Projekt über den Freiherrn v. Drais! (Dort ziemlich weit unten)

Da das Denkmal 1893 in Karlsruhe errichtet wurde, dürfte es sich 1892 nicht mehr im Atelier Hafs befunden haben.

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Das Drais-Denkmal im Atelier
Gaigl-Grabdenkmal für den Gründer des Münchner Waisenhauses

An die Rückwand des Ateliers zeichnete Emil Kneiß das ebenfalls von Haf gestaltete Grabmahl für Sebastian Gaigl (Gaigel), der für das Münchner Waisenhaus 328.000 Goldmark gespendet hatte. Das Denkmal wurde bereits 1880 aufgestellt, so dass es 1892 sicher nicht mehr im Atelier vorhanden war. Aber Kneiß kannte wohl dieses Grabdenkmal und wusste um seinen Schöpfer.

Die Inschrift am Denkmal lautet:
Dem Wohltäter der Waisen – Herrn Sebastian Gaigel – gest. 27. Juni 1876 – die dankbare Stadtgemeinde – München.

Gaigl-Grabdenkmal für den Gründer des Münchner Waisenhauses im heutigen Zustand (Alter Südfriedhof)
Gustav Schlör, 1871 der letzte bayerische Staatsminister für Handel und Öffentliche Arbeiten

Gustav von Schlör war – 1871 – der letzte bayerische Staatsminister für Handel und Öffentliche Arbeiten. Die Stadt Weiden ernannte von Schlör in Anerkennung seiner Verdienste um das Wohlergehen der Stadt 1878 zum Ehrenbürger und errichtete auf einem nach ihm benannten Platz für ihn ein Denkmal. Wegen seines Engagements für den Ausbau des Mühldorfer Bahnhofes zum Knotenpunkt erlangte er dort ebenfalls die Ehrenbürgerwürde. Auf seinen Antrag hin wurde 1868 die Technische Hochschule in München gegründet.

Gustav von Schlör; Denkmal in Weiden i.d. ObPf
Bild Straubing-1742-Denkmal?

Die Stadt Straubing wurde im Österreichischen Erbfolgekrieg 1742 belagert. 1892, also 150 Jahre später, gedachte man der damaligen Helden durch ein Denkmal am Oberen Thor-Platz. Theodor Haf schuf hierfür einen Engel, der einen erschöpften Krieger segnet(?). Zumindest ein Entwurf dieser Gruppe könnte sich hinter dem Vorhang rechts verbergen.

Aus dem RegioWiki Niederbayern:

Straubing konnte unter dem Kommando des Obersten von Wolfswiesen alle Sturmangriffe des österreichischen Generals Wurmbrand abweisen. Besonders tat sich Johann Michael Gschray, Gerichtsdiener von Deggendorf und Führer einer Freiwilligenschar, durch seine Tapferkeit hervor. Unter Gschrays Freischärlern diente damals auch der Student Nikolaus Luckner, der später ein berühmter Heerführer wurde.

Kriegerdenkmal zum Spanischen Erbfolgekrieg
Der Bismarckbrunnen in Bad Reichenhall im ursprünglichen Zustand

Ein weiteres Werk von Theodor Haf wurde erst kürzlich wieder aus einem Dornröschenschlaf geweckt. Der schon vor seiner Aufstellung 1896 sehr umstrittene Bismarckbrunnen in Bad Reichenhall wurde dank einer Spendenaktion von seiner jahrelangen Holzverkleidung befreit und wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt.

Bismarckbrunnen in Bad Reichenhall