Stürze vom Hochrad
oder warum Kneiß dem Hochrad nachtrauerteDiese jüngst erworbene Zeichnung warf die Frage auf, warum Emil auch noch 1892 einen stürzenden Hochradfahrer zeichnete, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits das „safety bicycle“ von 1885 des John Kemp Starley sich mehr und mehr durchsetzte. Der Grund dürfte darin bestanden haben, dass solche Stürze weitaus mehr zu Karikaturen reizten.
Ein Meisterschub
Kegeljunge: „Juh, juh, juh! Alle Neune! -“
Zumindest zwei der neun hier stürzenden Herren sind noch mit einem Hochrad unterwegs!
Es klappert und quietscht auf der Straße,
Man munkelt von einem Malheur;
Da kam mit Thränen im Auge
Ein Hochradfahrer daher.
Ihn jammert der Zeiten Verderbnis,
Denn die Welt ist vernagelt wie nie;
Wie sinkt der Radler so schmählich –
Vom Hochrad hernieder zum Vieh!
„Mir ahnt eine Weltkatastrophe,
So kann es länger nicht gehn!
Was soll aus dem Sport noch werden,
Wenn solche Dinge gescheh’n?“
Das letzte Hochrad entzwei – – –
Der Tierschutz legt‘ sich ins Mittel
Und macht ein großes Geschrei:
„Die Quälerei noch zu dulden
Bei jetziger Safety-Façon,
Spricht jeder menschlichen Regung
Bis ins innerste Innere Hohn!“
Und mit grausem Entsetzen vernimmt er:
„Auf Hochradfahren Verbot!“ –
Da sinkt er vernichtet zur Erde,
Da stirbt er und dann – ist er tot.
Deshalb:
Radfahrer (während er stürzt): Ah, jetzt erinnere ich mich, heute ist die zweite Abschlagszahlung auf mein Rad fällig!
Aus dem Rennberichte eines Amateur-Berichterstatters:
“ … schon hielt er den Siegeskranz bereits sicher in den Händen, da hält auch ihn Fortuna an der untern Kurve auf!“
Immer Wagnerianer
Radfahrer:
Garstig glatter
Glitschriger Glimmer;
Wie gleit‘ ich aus
Mit Händen und Füßen;
Nicht fass‘ ich,
Noch halt‘ ich
das schlecke Geschlüpfer!“
(Alberich – Rheingold)
Aber auch mit einem Safety-Rad waren Stürze möglich.
Geistesgegenwart
Radfahrer: (der direkt in den Blumenstand einer Verkäuferin fällt)
„Schnell eine Rose! – Ich habe keinen Augenblick Zeit.“
Sonst:
Als ich noch Hochradfahrer war,
Saß ich im Sattel wunderbar,
So schneidig und gerade
So ganz à la Parade.
Jetzt:
Dem Roverbrauch füg‘ ich mich itz‘
Dem wunderschönen Sattelsitz,
Krummbucklig wie marode,
Zulieb der neuen Mode.