Für dieses Heft des Bayerischen Brauerbundes steuert Emil Kneiß sechs Bilder bei, die das Treiben an der Wallfahrergaststätte Heide-Volm in Planegg um die Jahrhundertwende zeigen sollen. Kneiß hat sie alle ohne Jahreszahl signiert; möglicherweise stammen sie tatsächlich wenigstens zum Teil aus seinem Schaffen vor dem Ersten Weltkrieg.
Für das Bild des Wallfahrerzuges nach Maria Eich hat Kneiß sicher die Lithografie des A. Baumann von 1850 verwendet; die Perspektiven stimmen vollkommen überein.
Man beachte links im Wallfahrerzug eine dunkel gekleidete Frau, die missbilligend zu dem Paar hinüberblickt, das vorzeitig(?) schon zur Gaststätte Volm strebt.
Auch bei diesem Bild hat Kneiß wohl die Vorlage des Fotos aus der Vorkriegszeit, als man bevorzugt mit Fahrrädern unterwegs war, verwendet.
Diese Typen von Bier trinkenden Herren hat Kneiß schon um die Jahrhundertwende so gezeichnet; der zentrale „Stenz“ wurde bereits im „Baron Giesing“ (siehe Bücherschrank) so dargestellt. Und der beleibte Herr links mit Gamsbart, Uhrenkette, Virginia und Hund wurde später zum „Buzi“ vom Bräustüberl in Tegernsee.
Auf Seite 14 der Festschrift heißt es:
„So um 1900 rum war der Hubertus-Ausschank beim „Volm“ eine Art Wildwest=Angelegenheit. Kam man bei Ankunft der Münchner Züge gerade in den richtigen Ansturm hinein (an den Osterfeiertagen hatte der „Vorortszug“ von München nach Planegg jeweils so aufgeladen, daß er mit zwei Maschinen fahren mußte), so hieß es seinen ganzen Mann stellen, wenn man sich behaupten wollte. Sitzgelegenheiten wurden sogar aus den umliegenden Privathäusern herbeigeschleppt und einen Maßkrug zum alleinigen Gebrauch zu erobern (…), setzte ein gewisses Feldherrntalent voraus.“
In der Festschrift findet sich noch folgender Passus:
„Der bekannte Münchner Kunstmaler Emil Kneiß und altgediente ‚Paladin‘ im Gefolge des Königs Gambrinus, hat aus seiner Mappe einige Zeichnungen beigesteuert, aus denen Ihr ersehen mögt, wie es damals in Planegg zugegangen ist. Diese Kneiß’schen Erinnerungsblätter sind auch interessant dafür, wie sich die „Münchner Rasse“, wenigstens nach außen hin, verändert hat. Bei Gott, so hat der Vollblut-Münchner früher ausgesehen! Gewichtig und sozusagen etwas ‚martialisch‘, mit einem Wort – er machte Figur. Man brauchte aber keine Angst vor ihm zu haben, denn wenn man als „Herr Nachbar“ mit ihm neben dem Bierbanzen und dem vollen Maßkrug in der Hand stand, da merkte auch der von fernst Zugeflogene: ein guater Kerl, zwar etwas rauhen Temperaments, aber unterm Gilet (=Weste) ein warmes Gemüt und ein für jede Lebensfreude kräftig schlagendes Herz.“