Die Machteroberung

am 30. Januar 1933

 

Es sind nun 90 Jahre her, dass der Reichspräsident Paul von Hindenburg der Berufung Hitlers zum Reichskanzler zugestimmt hatte.

Die Nationalsozialisten bezeichneten diesen Vorgang als „Machtübernahme“; im Folgenden eroberten Hitler und seine Parteigänger aber die gesamte Macht über Deutschland.

General von Schleicher, der Vorgänger Hitlers als Reichskanzler

Der direkte Vorgänger Hitlers als Reichskanzler war der General Kurt von Schleicher. Kneiß zeichnete ihn am 21. Januar 1933, als das Ende Schleichers schon absehbar war, mit folgendem Vers:

Ein Vöglein sang im Lindenbaum,
Es schwindet Zeit, es schwindet Raum –
Wie Abschied klingt die Melodie,
Doch dich mein Lieb verlaß ich nie!

Schleicher verfolgte während seiner Zeit als Reichskanzler das Konzept einer sogenannten „Querfront“. Diese sollte die gegensätzlichen Ideologien des Nationalismus und des Sozialismus verbinden, um die politische Macht in der Weimarer Republik übernehmen zu können. Zu diesem Zweck führte Schleicher Verhandlungen mit dem linken Flügel der NSDAP unter Otto und Gregor Strasser einerseits und mit rechtsgerichteten Sozialdemokraten andererseits.

 

General von Schleicher und seine Frau wurden beim Röhmmassaker 1934 ermordet.

Noch am 28. Januar 1933 zeichnete Emil Kneiß hier die Möglichkeiten, die Hindenburg zu diesem Zeitpunkt noch hatte. Die Öffentlichkeit wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wer das neue Kabinett als Kanzler anführen würde. Kaas, Hugenberg oder Hitler?

Wenn oaner viele Sorgen hat,
Es druckt’n früh, es druckt’n spat,
Na zünd’t er sich a Zigarrn o,
Na werds glei besser, liaber Mo!
Doch gibt’s a da an bsundern G’schmack,
Verschieden is der Rauchtabak.
Und ist der erste Zug auch guat,
Der letzte manchmal rasseln tuat.

Die oa is z’ leicht, de andre z’ schwer,
Mei, mit de Sortn is a Gscheer.
Du moanst, du hast die recht’ dawischt,
Na ziagt s’ glei gar nöt und dalischt.
Jetzt wünsch ma halt dem alten Herrn,
Mir wissen’s scho, de raucht er gern,
Daß oane wia der Teufi ziagt,
Und lang brennt, weil ma Luft hamm kriagt.

Die rechte Sorte für Paul von Hindenburg
General von Schleicher geht zum Schlenkelmarkt

Am 4. Februar 1933 zeichnete Kneiß den General von Schleicher als einen Bediensteten des „Bauern“ von Hindenburg, der zum Schlenklmarkt gehen musste, um sich eine neue Arbeitsstelle zu suchen, wie es für bäuerliche Dienstboten am Tag nach Mariä Lichtmess (2. Februar) üblich war.

Nach der sogenannten Machtergreifung am 30. Januar 1933 standen Hitler weitreichende Vollmachten zu. Um die Macht der Länder zu brechen, benutzte er ein Mittel, das zuvor schon Franz von Papen als Reichskanzler verwendet hatte: Im sogenannten „Preußenschlag“ hatte dieser am 20. Juli 1932 mithilfe einer Notverordnung nach Artikel 48 die Regierung des Freistaats Preußen unter die Aufsicht der Reichsregierung gestellt. In ähnlicher Weise wurden nun die Regierungen der Länder durch Reichskommissare entmachtet.

In der Karikatur vom 18. Februar 1933 hat der Staatskommissar aus Berlin das „Preußen-Haus“ in der „Länderstraße“ bereits betreten; auf der Tür des Bayern-Hauses steht: „Bayern zug’sperrt“. Dies spiegelt wohl die Bemühungen des noch amtierenden Ministerpräsidenten Heinrich Held wider, der, allerdings nur zögerlich, zur Abwehr der „Gleichschaltung“ den Kronprinzen Rupprecht zum Generalstaatskommissar berufen oder mit ihm sogar das Königtum in Bayern restaurieren wollte. Vom bayerischen Finanzminister Fritz Schäffer ist die Äußerung überliefert, er werde jeden Reichskommissar aus Berlin an der bayerischen Grenze verhaften lassen. Es blieb jedoch bei der Absichtserklärung.

 Aufmarsch der Staatskommissare: Bayern ist zugesperrt

Die Redaktion des Bayerischen Zeitungsblocks (und damit auch Emil Kneiß) scheint eine gewisse Schockstarre überwältigt zu haben, denn man ahnte wohl, wie die neuen Machthaber nun vorgehen würden. Erkennbar wurde das dadurch, dass bei den von Kneiß behandelten Themen die Politik für einige Zeit nicht mehr vorkam.

Hauptschriftleiter war zu diesem Zeitpunkt Dr. Conrad Adlmaier (1882-1966), der aber spätestens am 17. Mai 1933 wegen der von ihm gepflegten bürgerlich-konservativen Linie von diesem Posten entfernt wurde.

Das Erdstrahlengespenst wird durch "Abschirmung" gebannt

Leutl’n, was gibt’s heut für Sachen –
Ja mir ham fei nix mehr z’lachen!
Erdstrahl’n ham s‘ jetzt aa no g’funden,
Weil mir no net gnua san g’schunden.

Überzwerch san s‘ unter dir,
Diese Erdstrahlungsrevier.
Und bal du dös net gleich kennst,
Hat’s di scho, dös Erdstrahl’ng’spenst.

Wia di Huabarin dös hat g’les’n,
Is ihr grea vor d‘ Aug’n g’wes’n –
Und sie sagt sich, mir waae’s gnua,
Bal i schlaf, mag i mei Ruah!

Hängt ’s Bett an da Decka drob’n,
Hat die Sach sich gleich gehob’n.
„Abgeschirmt!“ wer’s no obendrein,
Nacha schlaft sich’s wieder fein. (Gsaver)

Am Sonntag schlupfst in aller Fruah
Ins frische Hemad nei,
Und schon is d‘ Frag, wo werde denn nur
‚as Hemadknöpfi sei?

Am Nachttisch liegts nöt, am Kommod
Suachst d‘ aa ganz umasunst,
Vielleicht liegt’s irgendwo im Bett?
Grad narrisch wer’n glei‘ kunnst d‘!

Sogar ’s Potschamperl inspizierst
Und unters Bett kriachst na.
„Ja Teifi, Teifi!“ schimpfst und schreist d‘,
„Dös Luader is nöt da!“

Jatz tröst’t di halt und ziagst dann o
Pomadi deine Schuah,
Und gehst im Zimmer auf und ab,
Daß d‘ wieder find’st dei Ruah.

Auf oamal kracht’s. Was is denn dös?
Kreuzdoriasaxendi!
Drauftret’n bist d‘, jatz hast es glei‘,
Doch ’s Knöpfi, dös is hi‘! (Storch)

Das Hemadknöpfi wird gesucht
Der Gerichtsvollzieher wird mit Hinweis auf "Landwirtschaft" abgelehnt.

Jetzt kommt die Zeit, die schöne Zeit,
Wo im Wald der Kuckuck. schreit –
Leider schreit er nicht bloß dort,
Sondern auch an anderm Ort.

Der Kuckuck ist das Wappentier,
Mit dem zu dir der Gerichtsvollzieh’r
Kimmt, wenn er pfänden soll und muß
Er nach dem Gerichtsbeschluß.

So auch hier auf diesem Bild –
Doch der Pfändling wird nicht wild;
Sagt zum G’richtsvollzieher Lutz:
„Herr, ich hab‘ Vollstreckungsschutz!

Denn mein Schnittlauchstock, schön grün,
Den tu‘ ich mir selber zieh’n,
Und treib so auch Landwirtschaft,
Damit tritt das G’setz in Kraft.“ (Gsaver)