Das Eintopfgericht

Diese Geschichte in vier Bildern, veröffentlicht am 7. Oktober 1933, zeigt eigentlich, dass Kneiß da schon an die Möglichkeit des Denunziantentums gedacht hat. Dies wird nur indirekt angedeutet.

Überlegungen zum Essen am "Eintopfsonntag"

„Alte, was gibt’s morgen? Machst am End‘ gar a Ganserl mit Knödel und Kraut? Dös waar fei nix Dumm’s!“

„Dös glaub‘ i, daß dös dir alten Ganserer passen taat! Aber da werd‘ dir da Schnab’l sauber bleib’n! Woaßt net, daß’s morgen überall a Eintopfgericht geben muaß?“

„Jessas ja! Da hätt‘ i jetzt bald drauf vergess’n! Aber was essen wir nacha?“

„Vielleicht a Büchelsteina oder a Gulasch oder a Hausmannskost?“

„Kunnt ma ja aa a guate Suppenhenna ham mit Nudl, moanst nöt?“

„A Supp’nhenna ? Dös Essen kost‘ aber mehra wiea 50 Pfennig, und es soll doch net teuriga sein. A jeder soll doch opfern an dem Sonntag!“

„No, dös wer’n s‘ net gleich spanna, daß mir a Henna ess’n!“

 

„A Suppenhenna möcht’n S‘, Frau Birnzwiefel? Da hätt‘ i ebbas ganz was Fein’s, was ganz Jung’s, da gibt eahna der Herr Gemahl ganz g’wiß a Busserl, wenn S‘ eahm dös Henderl mit selbag’machte Nudel ‚kocht auf’n Tisch bringa!“

„Braucht koa so junge Henna sein, derf scho a bisserl a übertrag’ne sein. Ma muaß dö Mannsbilder ’s Maul net gar  a so schmier’n, sonst bringa sie’s gar nimma zua!“

„So? Alsdann nehma S‘ die Henn‘ da, die gibt a Supp’n wia an Öl, so fett is’s!“

Frau Birnzwiefel bei der Geflügelhändlerin
Die Henne erweist sich als äußerst zäh!

 

„A solches zaachs Luada! Was hast da denn da wieda aufhänga lass’n, Alte? Wahrscheinlich is dös a sechsfache Großmutter gwen, die scho lang koane Oar mehr legt. I sag’s ja, mit dir teans‘ alleweil grad, was gern mög’n! Wenn s‘ a bisserl schö reden, Frau Birnzwiefel hin und Frau Birnzwiefel her, nacha ham s‘ di scho. Und i kann ma jetzt die Zähn‘ ausbeißen an dem alten Hennaleder.“

„Woaßt, Xaverl, ’s hat nimmer viel Auswahl geb‘, und weil i dir halt gern dein Wunsch erfüll’n wollt‘, hab‘ i halt die Henna g’nomma, weil s‘ a recht guate Supp’n gibt.“

„I pfeif dir auf dei guate Supp’n! I mag a Fleisch hab’n dös woaßt!“

 

„Grüaß Good beinand! … ’ntschuldigst scho, alter Spezl, daß i di grad beim Ess’n stör! Wollt‘ di nur frag’n, ob d‘ heut‘ nachmittag zum Tarocken kimmst. Und d‘ Frau Gemahlin is natürlich aa herzlich willkommen. Mei Frau geht aa a bisserl mit.“
Nachdem Frau Birnzwiefel zugesagt hat, daß sie auch mit zum Tarocken kommt, empfiehlt sich der Besuch wieder.

 

„So, jetzt hast as! Der alte Hallodri is ja nur reinganga, daß er siecht, was mir z’ess’n ham. Jetzt derf i aa no zwoa Markl in die Hilfskass’n zahl’n! Dös is a teuer’s Ess’n g’word’n und nix Gscheid’s obendrein! ’s nächste Mal machst a Büchelsteina oder a Hausmannskost, und d‘ Schul is aus!“

Der neugierige Nachbar kommt, um eine Einladung zum Tarock zu überbringen.
Postkarte zum "Eintopfsonntag"

 

Der monatliche „Eintopf-Sonntag“ wurde am 1. Oktober 1933 eingeführt. Das eingesparte Geld sollte dem kurz zuvor gegründeten „Winterhilfswerk“ zugute kommen. Da die (Bier-)Humorpostkarten nicht mehr verkauft werden durften, versuchte es Kneiß nun mit dem „Eintopfgericht“ und einem „Schwarzarbeiter“.

Postkarte zum "Schwarzarbeiter"

 

Vom 30. Oktober bis zum 12. November 1938 sollten die Deutschen bevorzugt Fisch verzehren. Kneiß hat sich bei dieser Zeichnung eventuell an Willi Hertlein, einen Kollegen in Nürnberg, gehalten. Der Text zum Bild lautete:

Im Bayern gibt es Karpfen
Und Schleien sonder Zahl.
Mein Freund, hilf sie verzehren,
Du hast dabei die Wahl.

 

Fisch-Werbewochen
Der Fischzug Willi Hertlein Nbg

 

Willi Hertlein (1908-1968) war ein bekannter Maler in Nürnberg, dessen Werke noch heute hohe Preise erzielen.