Circus-Novitäten
Unterlegt von DistichenEmil Kneiß war Student an der Akademie der Bildenden Künste; auch die Mitarbeiter des Radfahr-Humor kamen aus studentischen Kreisen. So unterlegte ein M.S. (Schönau?) die folgenden Kneiß-Bilder mit klassischen Zweizeilern (Distichen), von denen der bekannteste von Friedrich v. Schiller stammt:
Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.
Grüßend allen voran des Cirkus erfahrener Leiter
Zwingt zu geregeltem Lauf das schwer zu lenkende Rad.
Hold mit grüßender Hand beginnt Miß Adda den Reigen,
Sie, die mit Graziengeschick paaret olympischen Wuchs.
Keck mit jauchzendem Ruf erscheint der verwegene Jockey,
Fängt im rasenden Lauf das ungesattelte Rad.
Was da erhaben uns dünkt zu seh’n bei verständigen Leuten,
Würdigt zur Lächerlichkeit August, der dumme, herab.
Staunend sahen wir oft das Spiel mit den brennenden Fackeln,
Aber noch höhere Kunst bietet uns jetzt der Jongleur.
Lange trieben die Kunst sie schon auf der ebenen Erde,
Neu erscheinet sie uns wieder im „Hochparterre“.
Was die Stelze dereinst gewesen dem sicheren Fuße,
Ist das rollende Rad jetzt dem munteren Clown.
Nicht mit dem Fuße allein bewegt man die rollende Kurve,
Schauet wie jener sie treibt, gestützt auf die nervige Hand.
Immer seh‘ ich sie gerne im schwärzlichen Haare die Kleine
Hoch im gefährlichen Sprung anmutstrahlend und kühn.
Spielend im leichten Gewand auf ungesatteltem Hochrad
Leistet erstaunliche Kunst wahrlich die englische Maid.
Nicht mit dem einzelnen Rade begnügt sich zu fahren der Jockey,
Führet als Lenker zugleich die dreifache Schule uns vor.
Seht ihr den lustigen Clown auf dem stahlradfahrenden Esel.
Leicht begreifet das Tier, hat es doch – Menschenverstand.