Ohne Worte (zunächst)

Antiquariate bieten immer wieder einmal Zeichnungen von Emil Kneiß an, deren Inhalt aber ohne Kenntnis der Texte bei der Veröffentlichung beschrieben wird. Ob es besser wäre, wenn der gesamte begleitende Text zur Verfügung stehen würde?

Wenn Sie den jeweiligen Angebotstext lesen wollen, klicken Sie auf das Bild. Es öffnet sich groß und der Text des Angebots steht unten links.

 

Ein mir angebotenes Bild: "Ein Geschenk für meinen verstorbenen Mann"

Der Endspurt (1. Teil)

Der Rennfahrer Dürrmaier und der Privatier Wamperl fechten folgendes Match aus:

Eine bestimmte Brauerei ist, unter gleichzeitiger Abfahrt von ein und demselben Abfahrtspunkt, zu erreichen, und siegt derjenige, welcher in dem Bräuhaus zuerst drei Maß getrunken hat.

Wamperl bleibt gleich weit zurück und Dürrmaier, im Bewußtsein des sicheren Sieges, beeilt sich auch nicht absonderlich; trotzdem hat er bei Ankunft am Ziel die sichere Zuversicht, daß sein Konkurrent mindestens 10 Minuten zurück ist.

Der Endspurt (2. Teil)

Die zweite Maß hat der erst Angekommene schon nahezu leer, da kommt Wamperl angeschnauft, rennt ans Büffet und stürzt drei Maß nacheinander hinunter, worauf er, da Dürrmaier eben erst mit der dritten Maß begann, von den anwesenden „Schiedsrichtern“ feierlichst als Sieger proklamiert wird.

„Gelt, dich hab‘ ich g’leimt“, wendet sich Wamperl triumphierend an Dürrmaier.

„Zum Teufel“, flucht dieser, „i hätt‘ mich auf dem Rad schon besser tummeln können; wer denkt aber glei an so einen kolossalen Endspurt.“

Wamperl hat bereits seine dritte Maß getrunken!
Zwei uniformierte Männer

Kasernenhofblüten aus der Militär-Radfahrer-Abteilung.

Feldwebel  (zum Rekruten): „Sie behaupten schon fahren zu können und sitzen auf dem Rad wie eine Klammer auf der Waschleine; – nichts können Sie!“

Rekrut: „Aber ich bitte Sie, Herr Feldwebel, ich hab‘ ja in Zivil schon einige Kunstfahr-Meisterschaften gewonnen – ich bin Kunstfahrer!“

Feldwebel: „Was Sie in Zivil können, geht mich nichts an, Sie sind jetzt Soldat und wenn ich sage, Sie können nicht fahren, so ist’s so! Verstanden!“

 

Möglicherweise ist diese Szene wirklich passiert: Emils Schwager Gustav Braunbeck war in jungen Jahren tatsächlich Kunstradfahrer.

 

Kindlich.

„Sie mal, Papa, das Rad ist gewiß vor dem Zug scheu geworden!“

Genreszene mit Radfahrer
Sturz vom Hochrad

Deshalb.

Radfahrer (während er stürzt): Ah, jetzt erinnere ich mich, heute ist die zweite Abschlagszahlung auf mein Rad fällig!

Humoristischer Zyklus eines Einradfahrers bei einer Begegnung mit einer Wespe

 

Ein kritischer Fall.

I. Wespe, gutes kleines Vogel!
Ist doch Pusta weit und groß,
Kannst Du alles Blumen essen,
Aber mich nicht, bitt‘ ich blos!

 

II. Wespen, bist a freches Viecherl!
Was willst Du auf Schnurrbartspitz?
Werd‘ ich Dich heruntertreiben!
Ist das, find‘ ich schlechter Witz!

 

Humoristischer Zyklus eines Einradfahrers bei einer Begegnung mit einer Wespe
Humoristischer Zyklus eines Einradfahrers bei einer Begegnung mit einer Wespe

 

III. Glaub‘ ich, hält sich gar für Blume
Nase meines dummes Vieh.
Könnt ich nur mit Hand verscheuchen,
Aber geht nicht. – – Sakradi!

 

IV. Kann ich das nicht mehr ertragen
Soll sich gleich die Schwerenoth — !
Kannst Du keine Ruhe geben,
Werd‘ ich schlagen Dich zu Tod.

 

Bei Bild IV ist erkennbar, dass es sich nicht um ein Einrad, sondern ein Hochrad handelt.

Humoristischer Zyklus eines Einradfahrers bei einer Begegnung mit einer Wespe

 

V. Bassama! Verdammtes Bestie!
Hab‘ ich mir doch gleich gedacht!
Komm‘ Du mir noch einmal wieder,
Aber dann nimm‘ Dich in Acht.

B.v.D.

Hinter dem Kürzel „B.v.D.“ verbirgt sich ein Graf Wilhelm Bülow von Dennewitz, der dem Redaktionsstab des „Radfahr-Humor“ angehörte. Er ist der Herr ganz rechts auf dem folgenden Bild. Einer seiner Vorfahren war preußischer General und – Kirchenkomponist.

Humoristischer Zyklus eines Einradfahrers bei einer Begegnung mit einer Wespe
Die Redaktion des Radfahr-Humor 1891: Kneiß hinten rechts, Graf Bülow von Dennewitz vorne rechts