Hunger und Mangel
Nicht nur während des Ersten Weltkriegs, auch danach und während der Weltwirtschaftskrise gab es allenthalben Hunger und Mangel.
In einer Postkartenserie nahm Emil Kneiß 1917 die bitteren Lebensumstände aufs Korn. Ein kleiner „Hamsterer“, der ein paar Eier ergattert hatte, wurde von einem Polizisten verfolgt; ein vornehm gekleideter Schieber blieb unbehelligt. In einer zweiten Postkarte waren „echte“ Hamster beschäftigt, ihre Waren als „Geschirr“ einzupacken.
Der Alkoholgehalt des Bieres wurde herabgesetzt; um ein bisschen die Sinne zu benebeln, musste man entsprechend mehr trinken.
Ein Gesetz „Vaterländischer Hilfsdienst“ wurde tatsächlich am 5.12.1916 von der Obersten Heeresleitung erlassen. Emil Kneiß fasste diesen Dienst als echte „Hilfe“ auf.
Bereits im Ersten Weltkrieg wurden aus Flugzeugen und Luftschiffen Bomben abgeworfen; wegen der mangelnden Zielgenauigkeit wurden auch zivile Objekte getroffen. Die Empfehlung, sich bei Fliegergefahr in den Keller zu begeben, ließ in Kneiß wohl den Wunsch aufkommen, doch wieder einmal eine Ratskeller-Bowle zusammen mit einer Virginia konsumieren zu dürfen. An dieses Bild knüpfte Kneiß 1933 an, als die Nationalsozialisten die Bevölkerung sofort auf Krieg und mögliche Luftangriffe vorbereiteten.
Die „Deutsche Luftkriegsbeuteausstellung 1918“ sollte wohl der Bevölkerung wieder Mut machen. Im Januar 1918 hatte Kurt Eisner, der spätere Anführer der Revolution in Bayern, einen Munitionsarbeiterstreik organisiert; die deutsche Frühjahrsoffensive (Operation Michael) ab 21. März wurde am 6. April wieder abgebrochen. Emil Kneiß lässt zwar den Reichsadler über das erbeutete französische Flugzeug triumphieren; durch die schwarze Silhouette wirkt er jedoch wie ein Totenvogel.
Im Anschluss oder zeitgleich zu dieser Ausstellung entstand die Postkarte „Die Hyäne kommt“. Rechts oben ist der Eingang zur Ausstellung, aus der das Schreckgespenst eines britischen Tanks entkommt. Ein solcher Tank war bei der Ausstellung zu sehen; seine englische Besatzung hatte ihm den Namen HYAENA aufgemalt.
Die Bavaria mit ihrem Löwen nimmt eine drohende Haltung ein, aber alle übrigen Personen fliehen in panischer Angst.
1932 hatte die Weltwirtschaftskrise auch voll auf Deutschland übergegriffen. Die Arbeitslosigkeit erreichte im Februar 1932 mit 16,3% den höchsten Stand; die Regierung kürzte Beamtengehälter und Renten, ohne damit die wirtschaftliche Situation in den Griff zu bekommen. Kein Wunder, dass bei den Wahlen zum Reichstag am 31. Juli 1932 die NSDAP ihren Stimmenanteil auf 37,3% nahezu verdoppeln konnte.
1932 stand die Demokratie der Weimarer Republik vor ihrem Ende. Da bei den Wahlen keine parlamentarischen Mehrheiten mehr zustanden kamen, wurde mit „Notverordnungen“ nach §48 regiert. 1932 gab es Wahl und Stichwahl des Reichspräsidenten, Landtagswahlen und zwei Reichstagswahlen am 20. Mai und 6. November.