Berliner Bilderbogen
Die Berliner Köchinvon
Maximilian Krämer
Wie schon zuvor für den „Radfahr-Humor“ schuf Emil Kneiß nun auch für „Das Humoristische Deutschland“ Bildergeschichten zu ihm vorgegebenen Texten.
Gar manche Schönheit in Berlin
Reißt Alle zur Bewundrung hin,
Jedoch das Schönste an der Spree
Das ist und bleibt die Küchenfee.
Früh morgens sie „zur Halle“ wandelt
Und dort um eine Bratgans handelt;
Ein Groschen ist verdient im Nu,
Und diesen Groschen nennt man „Schmuh“!
Die Küche ist ihr Element,
Sie kocht, bis das Filet anbrennt,
Und findet’s die Madam nicht gut,
Dann kocht die Juste auch vor Wut.
Doch einen gar zu guten Herrn,
Den hat die Juste auch nicht gern
Und zeigt dem Sünder schlimmsten Falles,
Daß sie nicht ist „Mädchen für Alles.“
Ihr Schatz, das ist ein Grenadier,
Der dient drei Jahr und ißt für Vier;
Er hat schon einen Knopf am Kragen,
Er sorgt für’s Herz, sie für den Magen.
Nach Moabit führt sie zum Tanz
Der Flügelmann vom „Kaiser Franz“,
Dort öffnet er sein Herz der Fee,
Die Juste öffnet ’s Portemonnaie.
Doch muß ihr schneidiger Grenadier
Des Sommers plötzlich in’s Quartier,
Dann rücket der Reservemann
Bei Juste in Civil gleich an.
Der führt in das Theater sie
Des Sonntags auf die Gallerie,
Wird auch ‚was Lust’ges aufgeführt,
Die Juste ist stets tief gerührt.
Für Kunst und Bildung schwärmt sie sehr,
Die Bildung bringt der Colporteur;
Am liebsten liest sie und ihr graut’s:
„Das Leben des Scharfrichters Krauts“.
Ein Mädchen, welches so beschlagen,
Läßt sich von der Madam nichts sagen,
Und giebt ihr jedes Wort zurück
Nur mit: „Am Erschten ziehe ick!“
Und darauf geht die Juste froh
In’s nächste, beste Miethsbureau.
Dort feiern uns’re Küchenfeen
Gewöhnlich ihre Jubiläen.