1940 wollte der Allgemeine Schnauferl-Club sein vierzigjähriges Bestehen feiern
Am 1. September 1939 hatte Hitler ohne Kriegserklärung Polen überfallen, dessen Hauptstadt am 27. September kapitulierte. Die Kriegserklärungen Frankreichs und Englands am 3. September 1939 führten aber nicht zu einem sofortigen Eingreifen dieser Staaten, so dass an der deutschen Westgrenze bis zum Angriff auf Frankreich (10. Mai 1940) nur der sogenannte „Sitzkrieg“ stattfand. Vor diesem Hintergrund kann man nachvollziehen, dass der „Allgemeine Schnauferl-Club“ im Dezember 1939 an seine Mitglieder noch ein vierseitiges Schreiben zusammen mit einem Bierkrug und einer Urkunde schickte. Emil Kneiß zeichnete für diese Schrift acht Bilder, die vor allem Szenen aus der Geschichte des ASC darstellten.
Die Gründung des Allgemeinen Schnauferl-Clubs erfolgte am 18. Juni 1900 in Nürnberg, weshalb die Herren zu Füßen der Burg ihre Gläser erheben. Ganz rechts hat Emil Kneiß Gustav Braunbeck, den ersten Ersten Vorsitzenden des ASC, gezeichnet.
Das Bild rechts nimmt Bezug auf den III. Deutschen Automobiltag in Eisenach (1902), weshalb hier ein Auto dieser Zeit unterhalb der Wartburg vorbeifährt.
Etwa einen Monat nach der Gründung des Schnauferl-Clubs (damals noch Spargel-Club) trafen sich dessen Mitglieder drei Tage lang in Frankfurt. Das dabei stattfindende Autorennen wurde später als das „Erste internationale Automobil-Bahnrennen“ bezeichnet, denn es nahm auch je ein Fahrer aus Frankreich und Österreich/Ungarn teil. Siehe auch die Spuren in Frankfurt.
Der erste Riesenluftreifen
(von E. Kneiß)
Nach dem Gedicht „Das Riesenspielzeug“ von Adelbert von Chamisso
Nicht immer wird ein großer
Gedanke Wirklichkeit
Zu früh erdacht, gerät er
bald in Vergessenheit.
So blieb auch jener Brave
der Nachwelt unbekannt,
der einst den Riesenreifen
längst vor der Zeit erfand.
Es war im Pustertale
und neunzehnhundertsechs.
Er war kein Mann der Technik,
er war ein Muskelfex.
Er schob im Kinderwagen
Gewichte vor sich her.
Das Brot der „starken Männer“,
es ist nun mal so „schwer“.
Da sah er auf dem Wege
ein Auto, imposant,
das, Sinnbild zwar der Eile,
jedoch auf Latschen stand.
Vergeblich mühten dreie
mit einer Pumpe sich,
ihm Pneuma einzuhauchen,
und schwitzten fürchterlich.
Herkomerfahrt, die zweite,
o Reifen, schlapp und platt,
und keine Motorpumpe
und kein Reserverad!
.
So kam als Rettungsengel
der wandernde Athlet.
Er wurde von den dreien
um Hilfe angefleht.
Nicht lang ließ er sich bitten
und ging sogleich ans Werk.
Aufschwoll im Pustertale
viermal ein Reifenberg.
Was jemals dagewesen,
er übertraf es weit,
prall, voll, mit 20 atü
der höchste seiner Zeit!
Der arme Willy Vogel,
des Wagen dies geschah,
er fiel fast um vor Schrecken,
als er das Wunder sah.
.
Er sank in Feilitzschs Arme,
ihm wurde kalt und heiß …
so hat es festgehalten
im Bilde Emil Kneiß!
Stolz stand der Held am Wagen,
geglückt war sein Versuch!
Doch seinen Namen meldet
kein Lied, kein Heldenbuch.
Denn erst in späten Zeiten
ward auch den andern klar,
daß der Athlet Erfinder
des Riesenreifens war!
.
Erinnerung an die Prinz-Heinrich-Fahrten
Prinz Heinrich, der jüngere Bruder des Kaisers, stiftete 1908 einen Tourenwagen-Wettbewerb, bei dem die Autos ihre Schnelligkeit, aber auch ihre Langstreckentauglichkeit unter Beweis stellen sollten. Dieser Wettbewerb wurde 1908, 1909 und 1910 ausgetragen. Prinz Heinrich nahm an den Fahrten persönlich teil. Da es 1910 zu einem schweren Unfall gekommen war, beschränkte man sich 1911 auf eine touristische Rundfahrt.
Aus dem Begleittext:
„Ehe wir aber die Schwelle zum A.S.C.-Jubiläumsjahr überschreiten, klopft der A.S.C.-Weihnachtsmann an alle Türen, hinter denen brave Schnauferlbrüder wohnen. Ein Krügerl schenkt er Euch und tut Euch Bescheid mit dem Wunsche:
Die Zahl der Tropfen, die es hegt,
Sei Euren Jahren zugelegt.“
Dem Verfasser des Textes stand aber nicht ein Bild der Mangfall-Brücke vor Augen. Die war nämlich nicht als Bogenbrücke errichtet worden. Die Brücke auf dem Krug war wohl eher auf der Strecke nach Berlin zu finden.
Die Urkunde zum Krug
Zu dem Krug gab es auch noch eine Urkunde, die, wie nicht anders zu erwarten, auch Emil Kneiß entworfen hatte. Diese Urkunde wird 1956 im Nachruf auf Emil Kneiß in der Altbayerischen Heimatpost zumindest in Teilen zitiert. Darum ist anzunehmen, dass der Verfasser damals beim Besuch in der Wohnung des Verblichenen diese Urkunde gesehen hat. Und dass Emil diese Urkunde (und den Krug?) 16 Jahre lang in Ehren gehalten hatte.