Zeichentrickfilme
Emil Kneiß als PionierNeben der Fotografie kam um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert auch die Kinematografie, wie sie damals hieß, immer mehr zur Geltung. Emil Kneiß erkannte die Möglichkeiten, die sich für einen Zeichner wie ihn hier boten. Bei filmportal.de findet man noch die Titel einiger seiner Schöpfungen.
In dem nationalen Überschwang, wie er zu Beginn des 1. Weltkriegs die deutsche Allgemeinheit ergriffen hatte, zeigte Carl Gabriel in seinen Münchner Kinos Karikaturen von Emil Kneiß, die als Standbilder aufgenommen worden waren. Von diesen Filmstreifen sind im Nachlass noch kurze Filmstücke zu finden.
Das deutsche Hospitalschiff „Ophelia“ wird von den Engländern am 18. Oktober aufgebracht, als es nach Überlebenden des Seegefechts vor Texel (Niederlande) sucht. Die schwarz gekleideten Krankenschwestern müssen das Schiff verlassen.
Durch die (Stand-)Bilder in den Sendlinger-Tor-Lichtspielen wurde Professor Albert Döderlein auf Emil Kneiß aufmerksam. Döderlein war der „Papst der Geburtshilfe“ und suchte nach einer Möglichkeit, die Ausbildung der Studenten zu verbessern. Er brachte Kneiß dazu, Zeichentrickfilme zu erstellen, durch die etwa die „Steißlagengeburt mit Zange“ für die Studenten dargestellt werden konnte. Döderlein richtete Kneiß in der 1917 eingeweihten neuen Frauenklinik an der Maistraße ein eigenes Atelier ein, in dem Kneiß in der Folgezeit elf solcher Filme erstellte. Diese Filme sind leider nicht mehr erhalten, von zweien kennt man noch ihre Titel: „Schematische Eröffnung der Gebärmutter“ und „Steißlagengeburt mit Zange“. Der in Breslau tätige Arzt Curt Thomalla war von diesen Filmen begeistert und veröffentlichte dazu 1919 vier Beiträge in medizinischen Zeitschriften. Er schreibt darin auch: “ … sowie ein nicht zu identifizierender Animationsfilm mit schematischen Zeichnungen von Emil Kneiß über die Tätigkeit der Herzklappen und das Schema des kleinen und großen Blutkreislaufs.“ Siehe hierzu auch diesen Link.
Im Nachlass von Emil Kneiß findet sich noch eine ganze Mappe mit dem Titel „Die Entstehung des Menschen“. Darin sind viele Entwurfszeichnungen zu finden, aber auch die nebenstehende kolorierte Zeichnung, die zu der letzten Zeile des Drehbuchs passt, das Döderlein für Kneiß geschrieben hatte: „Der kindliche Kopf ist schon ins Becken eingetreten“.
Ab 1922 zeichnete Emil Kneiß aber auch Filme, die für das Kinopublikum vorgesehen waren. Von diesen ist noch ein Film erhalten, nämlich „Texas Jack zähmt ein wildes Pferd“. Der Film liegt beim Bundesarchiv / Filmarchiv.
Wer Glück hat, bekommt noch die DVD „Potato Fritz“, die bei Cinefest 2011 erschien.
Es sind noch zwei weitere Zeichentrickfilme von Emil Kneiß bekannt: ein kurzer Film „Hase und Dackel“ und ein weiterer, der fast 19 Minuten lang war: „Münchhausens Abenteuer auf der Reise nach Rußland“. Aber beide sind leider nicht mehr vorhanden.